D'Ortenau vun wittem (42)

De Kanadaring in Lohr soll jo komplett sanier unn umg'staltet werre.

Nit umesunscht heißt der Strooßezug jo so. Friäjer, wu de Lohrer Flugplatz noch vun de Kanadier belegt war, do hänn in derre Gegend nämlich ziemlich viel Kanadier g'wohnt. Ich bin ehnder selte dert hin kumme, aber will unser Scheffelgymnasium ganz in de Nähdi isch, simmer halt doch ab unn züe mol dert durch g'loffe. Des war dann irgendwie immer ä weng so wie im Üssland sii. Oder so, wie mir uns 's Üssland vorgstellt hänn. Üsser 'em Elsass, de Schwyz unn Öschtrich hänn mir jo gar kei Üssland kennt. Umso spannender war darum au de Kanadaring.

Aber noch ebbis het uns fasziniert an dem Viertel: Die drey runde, etwa achtstöckige Hochhiiser. Ich glaub, des sinn bis hitt fascht immer noch die einzige runde Hochhiiser, wu ich kenn.
Uff jede Fall hänn mir unbedingt emol in eins vun denne Hiiser nii welle. Sähne, wie's drin üsssieht, unn am liebschte au gliich noch vun obbe d'Üssicht ibber Lohr genieße.

Uff ei Mol, wu mir widder dert rum g'schliche sinn, het sich tatsächlich die Chance ergää: Eini vun denne Hüüsdiire isch uff g'stande. Also simmer flink nii g'flitzt unn mit'em Fahrstüähl in de oberschte Stoch g'fahre.
Was war des fir ä Enttäuschung! Ä stinknormaler Hüüsflur, unn ä Fenschter zum nüsslüege het's au nit gää!

Mir hänn uns dann g'schwind au widder üss'em Staub g'macht, will mir Angscht g'haa hänn, 's kinnt uns irgendebber verwische. Aber sither dem Dag war de Kanadaring mit sinnene Hochhiiser nur noch halb so spannend.


Schad, wenn d'Realität einen so iiholt, findet
De Bischemer

Elternobend

Letsch' Woch war ich widder bii'm Elternobend in de Klass vum Lu.
Als stellvertretender Elternsprecher kann ich so ä Termin nadierlich nit schwänze. Au dann nit, wenn am selbe Obend grad d'Bayern in de Champions League ä wichtig's Spiel hänn. Do mäüß de Elternobend halt eifach pünktlich unn unni Verzögerung absolviert werre.

Ab unn züe werre an so 'eme Obend sogar interessanti Theme b'sproche. Was mich aber immer widder fertig macht, des sinn die Müttere, wu jedes Problemli vun ihrem Kind in de ganze Grupp bespreche unn üssdiskutiere welle.
Als ob des irgend ebber anderscht int'ressiert, wie lang ein Kind immer an de Mathe-Hüüsuffgabe hängt, oder warum die Betreuung an dem unn dem konkrete Dag fir des Kind so schlimm war. Wär der Blog ä Video, Ihr däde mich jetzt mit de Auge rolle sähne...

Als Schüälbüe, do war fir mich friäjer so ä Elternobendtermin immer au ä weng Stress: Was wird de Lehrer 'em Babba ibber mich verzehle, kummt irgendebbis uff de Disch, was mir ang'stellt hänn, unn wie wird de Babba am nägschde Morge bii'm Frühstück wohl druff sii?
Normalerwiis war die Reaktion aber eh ganz entspannt, unn üsser dem regelmäßge "Dü sollsch meh mündlich mitarbeite" isch so güät wie nie ebbis kumme.

Dann war ich widder beruhigt, bis zum nägschde Mol, erinnert sich
De Bischemer

Wuanderscht g'lese(21)

Im Grund g'numme sinn mir doch alli Kinder. Innedrin. Des hoff ich wenigschtens fir Eych...

Unn darum hab ich Eych hit emol ä Websitt rüssg'süacht, wu Ihr mit Eyere (hoffentlich) kindliche Neygier ebbis G'scheyt's anfange kinne. Sie heißt "The kid should see this", unn do finde Ihr kleini Filmli zu alle mögliche interessante Theme.

Okay, 's isch schun widder nix badisch's, nitmol ebbis ditsches, aber ich glaub, als Kommentar unn Erklärung vun denne informative Filmi sotte Ihr alli au mit de englische Sprooch z'recht kumme, oder?
Schaue Eych nur mol an, wie de Falke durch ä Loch fliägt, oder wie wichtig de Litt in Havanni ihri Fahrräder sinn...

Wenn's nooch mir geht, dann kinnt ich Stund ibber Stund uff dere Sitt verbringe. Ich erfahr immer widder ebbis Ney's, was spannend, int'ressant oder eifach nur scheen isch.


Geht's Eych au so?, froogt
De Bischemer

Z'alt fir d'Arche?

D'Arche in Waldkirch war jo johrelang unseri Stammdisco. Des hänn Ihr sicher inzwische mitbekumme.
Ob Mittwoch oder Samschdig, mir ware quasi jedi Woch dert. Manchmol sogar am Dunnerschdig oder am Friddig. Ma kinnt also fascht sage, dass mir mit de Arche g'altert sinn - wenn d'Arche nit schun viel älter g'sii wär als mir selber...

Wu ich zum erschte Mol in d'Arche g'kumme bin ('s dürft so etwa 1988 g'sii sii), do isch d'erscht Generation vun Arche-gänger wahrschiins schun widder rüssg'wachse g'sii.
Trotzdem (oder sogar grad deshalb) hänn mir uns in derre ganze Zitt als d' "legitime" Arche-B'süacher g'fühlt. Dass mir emol z'alt fir d'Arche sii kinnte, oder dass nooch uns Jüngeri kumme, wu d'Arche fir sich beanspruche, des hämmer uns gar nit vorstelle inne.

Kinne Ihr Eych vorstelle, was des dann fir ä G'fühl war, wu ich zum erschte Mol in de Arche g'siezt worre bin? Ich bin neben 'eme hübsche Maidli g'hockt, wu sie mich uff eimol frogt: "Kinne Sie mir sage, wie spät's isch?" Ich war so baff, dass ich ihre nur d'Zitt g'sayt, uff denne Spruch aber gar nit ii'gange bin.
Aber 's war mir irgendwie klar, dass minni Däg in de Arche 'zählt ware.


Dass sie dann aber ball züe macht, des hätt nit sii miän, findet
De Bischemer

Zug fahre

Wu ich in Siegen g'wohnt hab, do bin ich regelmäßig nooch Oberschopfe heim g'fahre. So etwa alli zwei bis drey Woche.
Am Anfang bin ich noch oft mit minnere Ent' ibber d'Audobahn g'floge, aber vier Stund hin unn vier Stunde retour war mir irgendwänn eifach z'stressig. Also hab ich ang'fange, mit'em Zug z'fahre. S'erschte Stück mit'em Bummelzug vun Siegen nooch Frankfurt, unn vun dert üss mit'em IC oder ICE nooch Offeburg.

Nadierlich hab ich in derre Zitt ziemlich viel g'lese. Büach ibber Büach hab ich uff denne Fahrte verschlunge. Kürzlich hab in sogar in'eme Büach, wu ich üss'em Regal zoge hab, ä Zugfahrkart üss derre Zitt als Lesezeiche g'funde...
Ganz oft hab ich aber gar kei Luscht g'haa, ebbis z'lese, sondern hab eifach nur üss'em Fenschter g'lüegt. B'sundern in dem Bummelzug war's echt int'ressant, die Dörfer, Wälder, Felder, Induschtriegebiete unn was sunscht noch z'beobachte. Im ICE dägege, do fliägt die Landschaft jo so an einem vorbey, dass ma gar kei Details meh mitbekummt.
Unn trotzdem hab ich die Fahrt mit de Zitt quasi anhand vun de Fixpunkte sortiert: De Wilhelmsturm in Dillenburg, de alte Bahnhof in Gießen, d'Iifahrt in de Frankfurter Kopfbahnhof an de Wolkekratzer vorbey, die ganze viele Burgruine im Odewald, de zugige Mannemer Bahnhof, de Brillux-Turm hinter Karlsrüäh, unn vun dert üss hab ich endlich bis Offeburg die Städtli, durch die de Zug g'flitzt isch, üsswendig g'wisst, bis ich endlich widder daheim war!

So entspannt des Zugfahre au immer war, in derre Zitt hänn d'Bahnhöf fir mich allerdings au de Charme vun "großer, wytter Welt" verlore, den sie vorher üss Interrail-Zitte immer g'haa hänn.

Schad eigentlich, findet
De Bischemer

Zivildienschtg'schichte (8)

Bii minnere Hüüswirtschaftslehrerin, wu ich als Zivi betreut hab, do hab ich noochmittags am fünfi schun Fiirobend g'haa. Aber die Frau het sich jo obends trotzdem noch b'schäftige miän, au wenn ich sie um die Zitt schun ins Bett broocht hab.

Will sie ä ganz patenti Frau war, het sie sich ganz güät z'helfe g'wisst:
Zum eine het sie dann ganz gern Radio g'heert. Do däfiir het sie so ä kleiner Radiowecker am Bett stehn g'haa, denne het sie selber bediene kinne.
Zum andere (unn des isch ihr noch lieber g'sii) het sie immer Hörbüacher vun de Blinde-Mission uff Kassette g'haa.
Pro Büach ware des meischtens so fünf bis sechs Müssig-Kassette, wu in'ere oraschige, viellicht 20 x 20 cm große Plaschtikbox verpackt g'sii sinn. D'erscht Kassett hab ich ihr obends schun immer in de Kassetterekorder neben 'em Bett g'steckt, unn sie het dann entsprechend g'wechselt, wenn sie sie fertig g'heert g'haa het.

Des Biacher-Wechsle isch richtig güät organiert g'sii: Sobald so ä Büach fertig "üssg'lese" war, het ma eifach 's Addresskärtli uff dere oraschig Box umdrillt, hint druff isch nämlich d'Address vun de Blinde-Mission g'stande. Also het ma die Box bloß in de nägschde Briäfkaschte g'worfe, unn schun isch sie automatisch an d'Blinde-Mission z'ruck g'schickt worre.

So etwa alli halb Johr simmer z'sämme de Katalog durch'gange unn hänn neyi Biacher üssg'süacht. Vun Romane ibber Dokumentatione bis zu Krimis het sie sich fir alles int'ressiert. Unn entsprechend isch sie au immer uff'em Laufende g'sii, wenn mir ibber ä Thema diskutiert hänn.
Unn trotzdem war's jedesmol komisch, wenn sie als Blindi g'meynt het: "Do dribbe hab ich erscht kürzlich ebbis g'lese..."!

Wer hätt au dertmols schun denkt, dass Hörbiacher mol so populär werre, sinniert
De Bischemer

D'Ortenau vun wittem (41)

Jetzt wird also in Oberschopfe ibberlegt, was mit'em Pfarrhüüs bassiere soll.

Wu ich des Foto züe dem Artikel g'sehen hab, do hab ich mich erscht emol g'wundert, üss was fir'e Perschpektive des uffg'numme isch. So groß hab ich des Pfarrhüüs nämlich gar nit in Erinnerung g'haa.
Unn wu ich dann au noch g'lese hab, dass des Hüüs zweistöckig isch, do war ich richtig verwirrt. Ich hab 's Pfarrhüüs immer als niedriger Bungalow im Kopf g'haa.

Des leyt wahrschiins do dran, dass des Hüüs obbe uff dem Pfarrbuckel leyt, unn zu minnere Kinderzitt immer vun Hecke unn Baim iig'wachse war. Unte am Iigang war jo au immer ä Hofdoor, unn so sinn mir Kinder jo nie nuff zum eigentliche Hüüs kumme. Ma het 's Pfarrhüüs jo immer nur entweder vum Kirchplatz oder vun unterhalb vun dere hoche Stützmüür an de Strooß üss g'sähne.
Wahrschiins hab ich als Kind immer nur 's obere Stück mut'em Dach g'sähne, unn darum isch's mir als Bungalow im Sinn bliibe.

Jetzt steht 's Pfarrhüüs also leer, unn keiner weiß, wie ma's sinnvoll nutze kann. Ob Flüchtlingsheim, Verwaltungshüüs oder Alterssitz fir ä pensionierter Pfarrer, alles wird ibberdenkt.

Ich bin jo mol g'spannt, wie ma sich entscheidet, denkt sich
De Bischemer

Déjà-vu zum zweite!

Jetzt isch's an de Zitt, 's zweite Déjà-vu rüss z'lehn:

Vor güät achtzehn Johr hab ich bii de IBM als Support-Ingenieur fir Bandlaufwerke ang'fange. Unn hit bin ich nooch viele andere Statione unn Uffgabe in die Abteilung z'ruck kumme. Aber nit als Mitarbeiter, sundern als Chef. Ich hab die Abteilung ibbernumme!

Minner ehemalige Chef, wu die Abteilung bisher g'führt het, isch nämlich in Rente 'gange. Unn do het ma mich g'frogt, ob ich nit sinni Stell ibbernemme will. Also hab ich dribber nooch denkt unn hab dann "ja" g'sayt.
D'Uffgabe kenn ich jo güät g'nüäh, unn minni ehemalige Kollege sinn au noch fascht alli do. Zum Glück aber keiner meh', wu vor mir in derre Abteilung war.
Wu 's verzehlt worre isch, dass ich de neje Chef wirr, het de Patrick sogar g'meynt: "Mist, dann bin ich jo gar nimmi de Dienschtälteschte do!". Wumit er ganz unn gar recht het :-)

Jetzt loss ich des Ganze erschtmol uff mich züe kumme...

Back to the roots, denkt sich
De Bischemer